Fünfzehnter Auftritt

[42] Vorige, ohne Zwirn.


CAMILLA. Ah, das ist ein kurioser Mensch.

LAURA zugleich. Was ist denn das?

PALPITI zu Windwachel. Sie haben uns gesagt, daß der Herr vom Haus ein gebildeter Weltmann ist. Weh' Ihnen, wenn Sie meine Töchter durch eine ignoble Bekanntschaft blamieren.

CAMILLA. Ich hab' schon geglaubt, Sie haben uns in eine Schneiderwerkstatt geführt.

WINDWACHEL. Was fällt Ihnen ein? Der Herr vom Haus ist ein Mensch, der von seinem Geld lebt und viel Geld hat; ist Ihnen das nicht genug?

LAURA. Freilich, wenn ich an die brillantenen Ohrringe denke –

WINDWACHEL. Dann finden Sie, daß er eine scharmante Bildung hat.

CAMILLA zu Windwachel. Wir sind Ihnen verbunden für die Connaissance, zu der Sie uns verholfen haben.

PALPITI. Oh, nicht ihm habt ihr das zu danken, sondern nur mir; denn erst seitdem ihr nach meiner Idee euch für Italienerinnen ausgegeben, habt ihr einigen Anwert.

LAURA. Es liegt doch nur in unserm interessanten Benehmen, daß man es uns glaubt.

CAMILLA zu Laura. Meine wällische Aussprach hat schon manchen irregeführt, bei dir aber wird er sich bald auskennen, daß du nur eine Burkersdorferin bist.

LAURA. Das könnte wohl bei dir der Fall sein.

WINDWACHEL. Nur keinen Streit, meine Damen – da kommt der Herr vom Haus.

CAMILLA. Jetzt will ich gleich Eindruck auf sein Gemüt machen.


Quelle:
Johann Nestroy: Werke. München 1962, S. 42.
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